Tag 7 - Von Immerfort an den Rand der Wüste :
War , bis auf den Zwischenfall mit dem überfallenem Handelskarren am ersten Tag der Reise, die erste Woche recht beschaulich gewesen, so bekamen die Reisenden am siebenten Tag einen ersten Vorgeschmack darauf, dass diese Handelsreise kein Spaziergang werden würde. Im frühen Morgengrauen sammelte sich die Karawane im Hof des Rasthauses zu Immerfort, während der Tross das Lager längst abgebrochen hatte. Während die Handelskarren, von denen die ersten mit edlen Pelzen und kostbaren Stoffen der Tuchmacher von Immerfort beladen waren, der Straße in Richtung Hallins Wehr folgen würden, zog der Reitertrupp auf schmalen Bergpfaden und durch einsame Schluchten seines Weges. Dunstig lag der Morgennebel zwischen den Bäumen . Der Geruch nach Wald und feuchtem Moos, nach Sommerblumen und Kräutern ließ eine fast idyllische Stimmung aufkommen.
Die Stimmung war gut und unter Scherzen und Plaudereien genoß man das lebendige Grün der weiten Wälder Bangkorais, in denen das kundige Auge der Jäger die Spuren von Hirsch und Reh, von Fuchs und Wolf erkannte. Wildreich und voller reifender Beeren und Pilze präsentierte sich die erste Hälfte des Weges voller Lebendigkeit. Gefangen wurde der Blick von einem Wasserfall in einer tief im Wald verborgenen malerischen Grotte, der man entgegen zog. Hier wurde jedoch die Idylle zum ersten Mal durchbrochen, als ein mächtiger Grizzlybär unweit vor den ersten Reiten aus dem Grün des Waldes brach. Genüsslich scheuerter er sich an einem dünnem Baum, der unter der Last des schweren Körpers wankte. Dann wandte er seinen Blick , uralt und weise, den Reisenden entgegen und blieb mitten auf dem Pfad stehen.
Unruhe kam unter Mensch und Tier in der Gruppe auf, war doch nicht jedes Pferd und jeder Reiter an eine so nahe Begegnung mit dem König der Wälder gewöhnt.Nicht wenige sahen sich schon als leckere Mahlzeit des Bären enden. Eine gefühlte Ewigkeit hielt der Bär dem Blick stand, sah Roß und Reiter furchtlos entgegen. Die Luft schien zum Zerreißen angespannt und selbst die Natur schien den Atem anzuhalten. Wie lange sie dort standen, vermochten sie nicht zusagen.. doch endlich wandte sich der riesige Geselle ab und trollte sich in den nahen Wald. Vorsichtig setzte man den Ritt fort, nur um zu erkennen,dass dieser Bär nicht der einzige Vertreter seiner Art war. So manche Spur hatte Meister Petz hier hinterlassen. Es mussten ungewöhnlich viele Bären in diesem Teil des Waldes geben. Ob das wohl mit dem uraltem Ritualplatz zusammenhing, den man im Zentrum der Grotte ausmachen konnte?
Es blieb den Reitern keine Zeit, diese Stätte näher zu besuchen , hatte man doch noch ein gutes Stück Weg vor sich, der zunehmend gefährlicher wurde. Schroffer wand sich der Pfad durch die Schlucht, umsäumt von hohen Felsen.Immerhin sorgte der Fluß und der Wasserfall für eine angenehme Frische. Nach ein paar Stunden erreichten die Reiter das andere Ende der Grotte ... und.. standen am Rand eines scheinbar unüberwindbaren Abgrundes. Waren sie den Weg etwa umsonst geritten? Musste man gar umkehren und sich einen anderen Weg durch den von Wölfen und anderen Raubtieren bevölkerten Wald suchen? Unmut kam auf und so mancher Fluch entfleuchte den Lippen. Doch ehe man daran dachte, wie man dieser Mausefalle entkommen sollte, nahm der atemberaubende Ausblick die Reiter gefangen.
Es waren wenige, die diesen Weg schon einmal gegangen waren und selbst bei der Freifrau war es über ein Jahrzehnt her. Doch fand sie den Pfad, der kaum zu sehen, hinunter ins Tal führte. Zu gefährlich zum Reiten , zu unwegsam und zu schmal , wand sich ein Felsenband dicht an die Klippen geschmiegt hinab. So stieg man ab, sprach den treuen Reittieren Mut zu und machte sich auf den gefährlichen , kräftezehrenden Abstieg.
Schweißüberströmt und erschöpft erlangten die Reisenden den Grund des satten Tales und gönnten sich und ihren Tieren eine letzte Atempause, ehe man den Weg wieder hoch zu Ross fortsetzte. Spärlicher wurden die uralten mächtigen Böume , dünner das bislang so saftige Gras. Wo erst noch kräftiger Hochwald das Bild mit seinen vollen lebendigen Farben beherrschte, tauchte immer mehr das Gelb des heißen Wüstensandes auf. Die bislang gemäßigten Temperaturen stiegen spürbar an. Erste warme Wüstenwinde wehten den Männern und Frauen entgegen . Heißer brannte die Sonne auf ihre Köpfe hinab. Allmählich ließ man die Wälder hinter sich. Nur noch vereinzelt säumten knorrige dornige Gewächse, zäh und ausdauernd, den Weg. Alte Ruinen erzählten von der Geschichte der Region, die im Laufe der Jahrhunderte schon vieles gesehen hatte. Zwar blieb keine Zeit, die Zeugnisse der Geschichte genauer zu erkunden,doch konnte man sich ihrem Zauber nicht gänzlich entziehen.Zumindest für eine kurze Weile unterbrach man den Ritt, um die Schönheit und die noch immer erkennbare Pracht der verfallenen Bauwerke zu bewundern. Irgendwann würde man wiederkehren, um sie zu erforschen. Darin waren sich die Reisenden einig.
Zunächst jedoch war eine kleine Karawanenstation das Ziel. Hier nahm man die kleine Kamelherde entgegen, auf deren Rücken es weiter gehen würde. Nun wurde es Zeit, die Kleidung gegen wüstentaugliche einzutauschen und sich vor der Sonne und dem allgegenwärtigem Sand zu schützen. Viel Zeit blieb ihnen nicht, denn schon bald waren die Vorzeichen eines drohenden Sandsturmes erkennbar. Man würde das Nachtlager, das in der Oase der Ash´abah angedacht war, noch vor dem Sandsturm erreichen müssen. Sandstürme gab es häufig in der Wüste und nicht selten wurden sie für unerfahrende Reisenden zur tötlichen Falle. Dunkler wurde der Himmel, feiner Sand trieb in immer dichteren Wolken über das Land und erschwerte das Atem. Schneller, immer schneller hetzten Pferde und Kamele vor dem Sturm daher, nur um eine böse Überraschung zu erleben,war doch das Lager am Rand der Wüste zerstört. Wo Zelte den Reisenden Schutz und Sicherheit spenden sollten, lagen nur die zerstörten Überreste im Staub. Doch blieb ihnen keine Zeit, um das Lager zu untersuchen. Die erfahrenen Kameltreiber, die die Reisenden seid der letzten Rast begleiteten, trafen eine schnelle Entscheidung und lenkten die Gruppe in den Schutz eines kleinen Felsmassivs,wo roter Sandstein Schutz vor dem Sturm und den Gefahren der Wüste bieten würde. Eng kauerten sich Mensch und Tier zusammen, gerade noch rechtzetig, ehe die fliegnden Sande mit aller Gewalt über sie herein brach. Eine gefühlte Ewigkeit wütete der Zorn der Wüste, ehe die Natur langsam zur Ruhe kam. Nun konnten auch die Reisenden aufatmen und den Rest der ungemütlichen Nacht unter den Felsen verbringen.
Am nächsten Tag würde man endgültig Abschied von der bisher vertrauten Zivilisation nehmen und direkt in die Wüste ziehen. Konzazet war das Ziel der nächste Reiseetappe
Mehr Bilder und das vollständige Reisetagebuch findet Ihr unter:
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