Wir schreiben das Jahr 521 der 2. Ära.
Steinfälle...
Mit gesenktem Kopf, in leicht gekrümmter und geschwächter Haltung sitzt Brerod Jonassson auf dem Gaul, der ihn durch die karge von Asche und Staub gefüllte Ödnis von Steinfälle, dem Land der Dunkelelfen, führt.
Der so starke und kräftige
Nord ist schwach, wohl am Ende seiner Kräfte.
Seine Hände sind auf dem Rücken so stark gefesselt, dass sich das Seil im Laufe der letzten Stunden an seinem Handgelenken rieben und gar blutende Wunden hinterließen.
Das Pferd, welches ihn durch die Nacht in Steinfälle und über den staubigen Boden trägt, ist wiederum mit einem Seil an das Roß von einem der
Dunmer ´angeleint´, die die so einfältige Nordgruppe um den großspurigen rothaarigen Havirunn nieder metzelten.
Sein strähnig langes Haar weht leicht im Nachtwind, der aber gefühlt nur aus der Asche der umliegenden Vulkane besteht und stetig auf die Reisenden hernieder ´regnet´.
Brerods Augen sind schwer, er kann sie kaum offen halten.
Hinter ihm auf einem anderen Pferd sitzt Herild, die gut aussehende Rothaarige, ebenso gefesselt und ebenso müde von den Strapazen der letzten Stunden.
Warum die Grauzungen sie haben am Leben lassen weiß Brerod immer noch nicht.
Womöglich mag es ein Wink des Schicksals oder gar der Götter sein.
Wer weiß schon welches Spiel die Götter wieder einmal spielen?
Etliche Stunden schon trabt der kleine Dunmer-Trupp durch die Nacht.
In der Ferne hört man das vermeintliche sanfte ´Schnurren´ der zwei Vulkane - der Gepeinigten Spitze und dem Aschberg - die unermüdlich ihre graue Asche in die Luft werfen.
Die
Dunmer sprechen kaum und lenken ihre Rösser teils über kaum befestigte Wege scheinbar sehr zielbewusst weiter gen Osten.
Sie überqueren einfache Brücken, über die Lavaflüsse hinüber, umgehen Berghänge und meiden Kontakt zu anderen.
Brerod ist zu müde sich zu fragen, was sie mit ihnen vor haben.
Er ist auch zu müde zu hinterfragen, warum er eigentlich hier an diesem Ort und in dieser Situation ist.
Es ist wie es ist.
Auf ihrem Weg durch die Nacht lassen sie einen der Vulkane zur ihrer Rechten hinter sich.
Brerod meint indes Lichter und Silhouetten einer großen Stadt in der Ferne im Norden erkennen zu können, aber sein ebenso geschwächter Geist könnte ihm auch einen Streich gespielt haben.
In einer kleinen Senke, nahe einer weiteren Brücke, entschließen sich die
Dunmer zu rasten.
Ein kleines Lager wird errichtet, Brerod und Herild nebeneinander, etwas abseits aber in Sichtweite, Rücken an Rücken gefesselt.
Während der Rast sprechen sie nicht.
Nein, Brerod und Herild nutzen die mehrstündige Pause, um zu schlafen.
Rücken an Rücken gelehnt fallen ihnen schnell die Augen zu.
Brerod träumt diesmal nicht.
Sonst sah er stets die Bilder seiner kleinen toten Tochter Hjofa, die ihn scheinbar immer wieder in seinen Träumen heim suchte, als wolle sie ihm etwas mitteilen.
Nein, diesmal schläft er, tief und fest.
Erst als ihn Stunden später der unsanfte Tritt von einem
Dunmer trifft, wird er jäh aus eben jenem traumlosen Schlaf gerissen.
Die Grauzunge spricht nicht, gibt den zwei
Nord aber zu verstehen sich zu erheben, während indes die anderen Dunkelelfen bereits dabei sind ihre Pferde zu satteln.
Es geht es sodann weiter, weiter hinein in das Vulkanland der
Dunmer.
Es ist bereits seit einigen Stunden Tag, doch die Vulkanasche, die unentwegt vom Himmel herab fällt, lässt es erscheinen, als würde es schon wieder dämmern.
Die Pferde werden nicht sonderlich zur Eile angehalten.
Scheinbar hat man Zeit.
Wieder achtet man darauf, auf den Wegen zu bleiben, auch wenn sie für die zwei
Nord nicht direkt als solche zu erkennen sind.
Brerod entdeckt aus den Augenwinkeln manch bedrohlich wirkende käferartige Kreatur, die irgendwo in sicherer Entfernung die Reitergruppe mustern.
Solch Riesen-Käfer sah er zuvor noch nie, obgleich natürlich die Nordlanden ebenso so manch seltsame Wesen beherbergt.
Die
Dunmer scheinen Respekt vor den Käfern zu haben oder wollen sich erst gar nicht auf eine mögliche Konfrontation mit ihnen einlassen.
So trottet man langsam, aber stetig weiter durch Steinfälle.
Zum Abend wird abermals gerastet, sodass Brerod und Herild wieder ein wenig Kraft schöpfen können.
Man gewährt ihnen sogar zum ersten Mal etwas Wasser und ein wenig Brot.
"Was haben sie nur vor?"
Herild flüstert es leise nach hinten gen Brerod, der kopfschüttelnd "Ich weiß es nicht" antwortet.
Herild hat Recht.
Warum bekommen sie nun sogar etwas zu essen?
Er erinnert sich an Havirunns Worte, der erklärte, einige der Dunmer-Häuser würden Sklaven halten.
Ihn schaudert es bei dem Gedanken, verzichtet aber darauf sie Herild mitzuteilen.
Es müssen so mindestens drei Tage und drei Nächte sein, die der Trupp sich zwar langsam, aber wohl zielstrebig, durch die Aschlanden von Steinfälle bewegte ohne das es irgendwelche besonderen Vorkommnisse gab.
Vielleicht war es auch ein Tag mehr, Brerod weiß das nicht mehr.
Er und Herild wurden weiterhin mit Brot und Wasser versorgt.
Die zwei
Nord vermieden es miteinander zu reden.
Wohl auch, um zu vermeiden den Zorn der Dunkelelfen auf sich zu ziehen, die aber ansonsten nach dem Überfall recht ruhig und wortkarg waren.
Man könnte fast meinen von ihnen könnte keine Gefahr ausgehen und sie wären gar friedlich.
Aber so ruhig und diszipliniert sie jetzt auch wirken, so schnell können sie sich blitzartig ändern und mit geübter Klinge zu gefährlichen Gegnern mutieren.
Es dämmert bereits wieder als man eine kleine Siedlung erreicht.
Später wird Brerod erfahren, dass es sich um den Ort Senie handelt.
Der Trupp stoppt davor und wartet.
Die zwei
Nord beobachten das Ganze, scheinbar wird bald etwas passieren.
Eine gefühlte Ewigkeit verstreicht ohne das jemand etwas sagt und man nur wartet, als dann von der Siedlung kommend, eine andere Gruppe Reiter auftaucht.
Sie nähern sich langsam und stoppen einige Schritte entfernt.
Es sind auch
Dunmer, meist Stahl tragende Krieger oder Soldaten, aber auch zwei Dunkelelfen, die in Stoffroben gehüllt sind und die sich daher etwas von den anderen bewaffneten Männern abheben.
Man beäugt sich einen Moment, dann steigen die zwei berobten
Dunmer ab und kommen näher.
Der, der Havirunns Kopf von seinen Schultern trennte, steigt ebenso ab und geht auf die zwei
Dunmer zu.
Brerod und Herild sehen, wie sie sich unterhalten und zu ihnen schauen.
Die
Nord werden gemustert.
Brerod sucht den Blick von Herild.
Sie wird wohl ahnen, was da gerade passiert, denkt er sich, als sich auch schon einer der
Dunmer nähert und die zwei gefesselten
Nord auf ihren Pferden zu der anderen Gruppe führt.
Brerod erkennt aus den Augenwinkeln noch das unterkühlte Nicken der berobten Grauzungen und wie ein Beutel mit Gold den Besitzer wechselt.
Ebenso wird ihm eine Art Wappen gewahr, welches so etwas wie eine Kette zeigt an deren beiden Enden wohl halboffene Ringe angebracht sind.
Er hört noch etwas wie <Almsivi>, dann macht sich die ´neue´ Gruppe Dunkelelfen auch schon daran aufzubrechen.
Nun ist es wohl doch soweit: Herild und er sind verkauft worden, sind nun Sklaven der
Dunmer.
Aber sie leben.
Kurz treffen sich wieder ihre Blicke und Brerod meint in ihren Augen erkennen zu können, dass sie gleich denkt.
Ja, sie leben, ...und das ist erstmal das Wichtigste.
(Fortsetzung folgt...)