Stadt Ebenherz, Steinfälle...
Im Jahre 585 der 2. Ära...
Nicht lange her...
Viktor Brerodsson, dem es erlaubt wurde die Nacht in einem der Zelte der
Nord zu verbringen, die außerhalb der Stadtmauern zu Ebenherz lagern, kauert neben eben jenem Zelt und hält sich ein Stück Stoff an seine rechte Kopfseite.
Er jammert, nein wimmert fast ein wenig vor sich ob der Schmerzen, die er scheinbar hat.
An dem Stück Stoff, sowie an seinem Hemd auf Schulterhöhe, klebt etwas Blut.
Er wirkt ohne Frage sichtlich niedergeschlagen, so wie er da neben dem Zelt kauert, als ihn seine Weggefährten dort finden.
"Was ist passiert?", will die große rothaarige
Nord Argun wissen, als sie ihn da so halb liegen sieht.
Noch vor gut einer halben Stunde war Viktor mit Darion und Argun in diesem Tempel, der im Herzen der Stadt Ebenherz liegt.
Darions Schwester Lilith war wohl in der Stadt unterwegs und der ´Zaubermann´ Faniriil, der Elf mit dem losen Mundwerk, pflegt zu dieser Zeit einige
Argonier beim Glücksspiel auszunehmen, will man den Worten Arguns Glauben schenken.
Viktor selbst war auf der Suche nach Büchern über die Nachtwandler.
Oder wie seine Vorfahren sagten, über die Toten Wanderer.
So einige verschiedene Namen werden verwendet, wenn man über die Blutsaugenden Vampire spricht.
Das hat Viktor bereits gelernt.
Und nun sitzen sie hier in diesem Tempel der Dumner und sind gar sehr überrascht, dass man ihnen bei eben dieser Suche behilflich zu sein scheint, ihnen gar freundlich und offen begegnet.
Argun gefiel das gar nicht.
Grundsätzlich mag sie es wohl nicht sich lange in Gebäuden dieser Art aufzuhalten.
Darion scheint indes Gefallen an Argun gefunden zu haben, würde Viktor meinen.
Er begleitete sie auf der Jagd und so manches schmeichelnde ´Kompliment´ kam bereits über seine Lippen.
Das machen
Nord nicht einfach so.
Das weiß selbst Viktor, der zwar als
Nord geboren wurde, seine Heimat bisher aber noch nie sah.
"Noxiphile Sanguivorie...", liest er dann leise aus dem Buch, welches ihm einer der Akolythen brachte.
"Bei der Krankheit des Vampirismus handelt es sich nicht nur um eine einzelne Krankheit, sondern um viele...", ergänzt er dann, als Argun prompt ein "Dann ist es also doch eine Krankheit" hinterher schiebt.
Viktor wäre sicher völlig in diesem Buch versunken, wäre ihm nicht plötzlich eingefallen, dass er etwas in dem Zelt vergessen hatte und er sich sodann bei den Zwei entschuldigte, dies schnell zu holen.
Und so kam es, dass er ´ihn´ im Zelt überrascht hat...den Dieb, der dort im Zelt schon wartete.
"Lass mal sehen.", sagt Argun, die die blutende Kopfwunde an Viktors Kopf beäugt, während sich Lilith, die wieder zu der Gruppe gefunden hat, und Darion etwas umsehen.
"Ich fertige einen Verband. Es ist nichts Schlimmes, nur ein Kratzer... aber es sollte sich nicht entzünden."
Viktor nickt nur, während sein Schädel weiter brummt.
Ein dumpfer Gegenstand des Eindringlings hat ihm dies wohl zugefügt.
Aber er hat sich gewehrt, ehe er am Kopf getroffen wurde und zu Boden sank.
Mit seinem Messer, das er vornehmlich zum schälen von Äpfeln oder Brot nutzt, versetze er ihm einen Stich.
"Er muss bluten, ja", erklärte er etwas aufgeregt.
"Habe ihm am Arm oder an der Hand erwischt."
"Habt Ihr ihn gesehen, ihn erkannt?", will Darion wissen.
"Nicht wirklich. Die sehen doch alle gleich aus, die Dumner. Aber...eine lange Narbe quer durchs Gesicht. Ja, und langes Haar. Dürr und nicht groß...es ging alles sehr schnell."
"Und er stahl meine Tasche. Hört ihr? Meine Tasche...mein Buch ist darin. Das Buch meiner Ahnen."
Viktor ist aufgeregt.
Eine
Nord, wohl eine derer, die sich hier vor den Stadtmauern aufhalten, nähert sich der Gruppe und blickt in die Runde. Ihr Blick ist eher abwertend.
Sie hat die Arme vor der Brust verschränkt und erklärt in wenigen und knappen Worten, dass man eine kleine, dürre Gestalt in Richtung des Stadttores hat laufen sehen.
Es fiel auf, da diese Person definitiv kein
Nord war.
"Wir sollten sofort nach ihm suchen. Es wird schwer ihn in der Stadt zu finden, aber wenn wir länger warten, wird es sicher nicht leichter.", erklärt Lilith.
Die Stadt scheint plötzlich noch voller als sonst.
Es herrscht reges Treiben in den Gassen von Ebenherz.
Argun hat ihrem Wolf die Fährte aufnehmen lassen, klebt doch noch etwas Blut an Viktors Klinge.
Viel erwartet sich Viktor nicht davon, dessen Schädel nach wie vor schmerzt.
"Wie eine Nadel im Heuhaufen...wir sollten in der Taverne beginnen. Vielleicht haben wir Glück.", schlägt Darion vor.
Die Gruppe setzt ihren Weg zur ´Ebenholzflasche´, der hiesigen Taverne fort, in denen sie Tags zuvor noch Wein tranken.
Während Arguns Wolf vor der Tür warten muss, machen sich die
Nord daran sich in der Schenke umzusehen.
Es ist laut, es wird getrunken, gesungen und getanzt.
Viktor blickt sich um.
Niemand zu erkennen der es sein könnte.
So schwer kann es doch nicht sein, einen Dumner mit einer Narbe durchs Gesicht zu finden.
Man verteilt sich in beiden Tavernenräumen, während Viktor an der Treppe Ausschau hält, die nach oben zu den Schlaf- und ebenso nach unten in die Kellerräume führt.
Da wird plötzlich ein Gesprächsfetzen an der Theke des Brauers Savel aufgeschnappt: "Sprich nicht so laut, Narr. Oder willst Du gar alle hier einladen, eh?" "Entschuldigt, Savel. ´Narbenfresse´ schickte mich her. Es gäbe Arbeit, sagte er..."
Ist das ein Hinweis?
Narbenfresse, so könnte man ihn gar nennen.
Argun und die beiden Nord-Geschwister beschließen dort abzuwarten, als in diesem Moment Viktor scheinbar nervös in der Türschwelle auftaucht und ihnen ein Zeichen gibt.
"Er könnte es gewesen sein...", erzählt er.
"Eben erst verließ einer die Taverne. Ich sah ihn nur von hinten. Aber es könnte passen."
"Dann los.", kommt es von Lilith.
Arguns Wolf schlägt an und springt sie förmlich an, als sie die Taverne verlassen.
"Was ist?", will Darion wissen.
"Er hat etwas gewittert. Wenn der Dieb hier vorbei kam, so haben wir nun eine Spur."
Der Wolf läuft los.
"Folgen wir ihm.", sagt Argun, die Reaktion der anderen gar nicht abwartet und los rennt.
Arguns Tierbegleiter ist nicht mehr zu halten.
Die Gruppe muss sich sputen ihm zu folgen.
Es geht gen Norden, raus aus der Stadt zu den Sümpfen der
Argonier.
Dann nach Westen in Richtung des Hafens.
"Ich hoffe, wir können den Fähigkeiten eures Wolf vertrauen, Argun.", kommt es von Viktor, der sich immer mal wieder den Kopf hält.
Sie nähern sich dem kleinen Hafen, wo einige Kutter vor Anker liegen.
Wenige Dumner arbeiten an den Stegen.
Die Gruppe sieht sich weiter um.
Immer wieder kommt ein "Seht Ihr ihn?" in Richtung Viktor, der es aber immer verneinen muss.
Seine Gedanken kreisen indes um das Buch seiner Vorfahren, dort wo alles über ihn und seine Familie nieder geschrieben ist.
Die Münzen, die dort ebenfalls ruhen, scheinen ihn weniger zu interessieren, obgleich er, sollten sie weg sein, schlicht mittellos wäre.
Arguns Wolf schlägt bei einem der Dumner plötzlich an, rennt auf ihn zu und knurrt die Zähne.
"Halt!", kommt es von Argun, die ihrem vierbeinigen Gefährten folgt.
"Was wollt ihr von mir? Nehmt diese Bestie hinfort von mir!"
Der Dumner, der sich Surilen nennt, lässt eine Kiste fallen, die er trägt und hält die Hände abwehrend vor sich, während die anderen schnell aufschliessen und ihn prompt umstellen.
"Sachte, Dumner. Ich würde Euch raten keine Dummheiten zu machen.", warnt ihn Darion.
Der Dunkelelf wirkt erschrocken, macht große Augen und scheint gar verängstigt.
"Was wollt ihr?!"
"Der Wolf hat ihn gewittert. Er muss es sein. Erkennt Ihr ihn, Viktor?"
Viktor schüttelt den Kopf.
"Er hat auch nicht diese Narbe, sehr ihr?"
"Narbe? Sagtet ihr eben Narbe?", fragt Surilen, immer noch sichtlich eingeschüchtert.
"Was weißt Du? Sprich!", fordert Lilith.
"Den, den ihr sucht, will gleich mit seinem Kahn ablegen. Dort hinten...ihr solltet euch eilen, sonst ist er weg."
Surilen deutet auf den Steg der zur rechten Hand der Gruppe liegt, wo man dort genau in diesem Moment eine Gestalt erkennt, die wohl den Blick auf das Geschehen um Surilen gerichtet hat.
Und der jetzt beginnt zu flüchten.
"Da! Das ist er! Ja!", ruft Viktor voller Aufregung und deutet zu der fliehenden Gestalt.
"Ihm nach!"
Die Gruppe rennt los und lässt den verwirrten Surilen ohne weitere Beachtung zurück.
Der Dumner springt auf seinen Kutter und leint ihn los.
Als sich das Boot vom Steg entfernt treffen Viktors Weggefährten ein.
Viktor selbst kommt nicht so schnell nach.
Nach kurzem Zögern wagen die
Nord den Sprung auf den Kahn.
"Wah..! Bleibt ab von mir, ihr Halunken!", zischt der dunkle Elf mit der Narbe und zückt einen Dolch.
Viktor schafft es nicht mehr an Bord und bleibt am Steg zurück von wo er das Geschehen voller Aufregung verfolgt.
Arguns Wolf ist an seiner Seite, ebenfalls noch an Land.
"Ergib Dich, Schuft! Elender Dieb!"
"Dieb?! Niemals! Runter von meinem Schiff!"
Der Dumner scheint zu allem bereit, richtet die Klinge gen Argun.
"Die Tasche, die Du gestohlen hast. Gib sie raus!", fordert Lilith.
"Was für eine Tasche? Lügner allesamt...!"
"Dort ist sie!", ruft Viktor vom Steg aus und deutet auf die lederne Umhängetasche, die an einem Mast baumelt.
"Also doch....", faucht Argun.
Von unter Deck ertönen plötzlich Geräusche, Stimmen.
Der Dieb scheint nicht alleine zu sein.
Zwei
Argonier versuchen das kleine Gitter zu öffnen, um aufs Deck zu kommen.
....