Nun... "gutes Crime RP".
Ich selbst habe in diese Szene aktiv eigentlich in der Vergangenheit eher wenig Energie... naja eher gar keine investiert, denn just bei Lotro waren die Sichtungen dieses Rollenspiels immer sehr abschreckend bis nahezu albern. Zumindest aus meinem Blickwinkel. Hier bin ich mehr oder weniger hier und da dorthinein verwickelt worden, wobei ich sagen kann, dass ich es, wie das Kneipen-RP, hier schon für ausgereifter halte.
Generell gilt für mich die gleiche Grundlage für eine Beurteilung wie für eigentlich jedes Rollenspiel. Beim Rollenspiel will ich mich soweit hineinfühlen können, dass ich aus Sicht meines Charakters die Welt in der ich agiere als "meine reale Welt" begreifen kann, zumindest auf den ersten und zweiten Blick. Dieser Anspruch muss schon da sein, sonst ist das Rollenspiel für mich nicht interessant.
Dementsprechend ernst müssen die entsprechenden "Crime-RPler" auch ihre Figuren nehmen, damit ich sie ernst nehmen bzw. das Rollenspiel mit ihnen als interessant einordnen kann. Das etwa Schurken mitunter ansich schon etwas wilder aussehen als Durchschnittsbürger ist sicher oft nachvollziehbar, denn meist liegt der Karriere als staatlich geprüfter Berufsgauner ja auch eine entsprechend bewegte Vergangenheit zugrunde. Aber Leute die 24/7 nur mit tief im Gesicht liegenden Kapuzen, über und über in dunkeltiefschwarz gewandet und mit der flatternden Aura "Isch bin
EEEEVIIIL!" durch die Gegend laufen und beim ersten Gespräch jede locker dastehende Gruppe Durchschnittsbürger fragen, ob sie vielleicht einen Mordauftrag für sie hätten, die... naja...
Sicher ist Tamriel kein Überwachungsstaat wie Orwels 1984 oder Merkels 2014, aber dafür haben die
Bretonen etwa ein Rechtssystem das den Grundsatz vertritt "Von der Obrigkeit angeklagte sind schuldig, bis sie ihre Unschuld beweisen!" Das setzt bei vernunftbegabten Wesen eigentlich die Vermutung voraus, dass sie beim Ansteuern einer kriminellen Karriere eine gewisse Diskretion verfolgen, denn wer tagein- tagaus mit dem Schild "Schurke, böse, zu allem fähig" herum läuft, der könnte da schnell in Verlegenheit kommen, wenn ein Bürger den Wachen erklärt "Ich bin sicher der wars, der schaut immer so finster und redet von seinen düsteren Machenschaften. Haben Klaus, Uwe und Der-sich-Hanspeter-nennt auch schon gehört!"
Hier kommt dann auch wieder der Unterschied zwischen Orten wie dem Rosenlöwen und eben dem Gaunerliebchen zum tragen. Der Rosenlöwe ist so der öffentlichste Punkt in ganz Dolchsturz, da würde ich meinen Schurken schon für reichlich... nennen wir es freundlich "risikofreudig" halten, wenn er sich was zu Schulden kommen lässt oder offen über finstere Absichten spricht. Denn wenn dann etwas passiert... siehe einen Absatz höher. Zeugen gibt es eben immer genug und da dort auch Krieger, Ritter, Söldner, Leute die man nicht einfach einschüchtern kann verkehren, wäre das vermutlich ein eher unintelligenter Ort.
Das Gaunerliebchen ist da natürlich was anderes, wobei ich es persönlich im Rollenspiel etwas zurückschrauben würde, es ständig an jeder Ecke offen zu bewerben. Gäbe es eine bespielte Stadtwache und das würde ich für die Zukunft nicht ausschließen, wäre die Schurkenjagd bei einem so offen besprochenen und dabei auch als solchem deklarierten "Schurkentreff" für sie hier wie Dynamitfischen in einem Goldfischglas. Immer dran denken:
Bretonen brauchen keine Beweise um euch lebenslang einzubuchten, ihr braucht die eher, sie dran zu hindern. Am Anfang war das natürlich nötig, keine Frage, damit alle Spieler darauf aufmerksam werden. Aber nun weiß es ja jeder und auch um den Flair zu vergrößern, würde ich einfach empfehlen in Zukunft da allgemein etwas diskreter zu werden. Zumindest ingame, im Forum natürlich nicht.
Was die Ausgestaltung des Spiels angeht, birgt "Crime-RP" natürlich immer eine gewisse Verantwortung. Es ist ein Spiel, dass anderen aufgedrängt wird, dessen sollte man sich immer bewusst sein. Es macht gar keinen Sinn, wenn man das nicht tut, immerhin ist es recht albern wenn man Spieler vorwarnt nach dem Motto "Hömma, hasse Bock heute ausgeraubt oder bestohlen zu werden?" Gerade hier muss man darüber nachdenken, wie viel Maß an Kriminalität eine Spielerschaft da eigentlich verträgt und sein eigenes Spiel da ruhig mal hinterfragen.
Was die Möglichkeiten zum Ausrauben von bestimmten Institutionen wie Gilden/Adelshäuser etc. angeht, naja.. also da wäre ich vorsichtig. Die Gilden lagern bei sich schon ne Menge wertvolles Zeug und werden entsprechend darauf aufpassen. Abgesehen davon können/werden die sich einen Diebstahl nicht so einfach bieten lassen, gerade wenn es um was wichtiges geht. Und welche Möglichkeiten jetzt etwa die Magiergilde hat bzw. welchen Eifer die Kriegergilde geltend machen wird, einen Diebstahl bei sich zu ahnden... wäre ich ein Schurke, würde ichs lassen. Es wäre allerdings auch eine klägliche Fantasywelt, wenn sowas völlig undenkbar wäre. Man sollte eben nur sowas wirklich für die Endstufe seiner Karrierevita vorbehalten.
Was Adelige angeht, kommt drauf an. Ausgespielte Adelige sind ja hier gerne mal Hochadelige mit 2 Leuten Begleitung, warum sollte man denen nichts klauen können? Wie ihre Häuser gesichert sind? Naja... Bei wichtigen NPC Adeligen siehe Gilden. Ob die Amis die das Spiel programmiert haben sich der tendenziellen Unterschiede zwischen niederem Adel (Barone) und Hochadel (Grafen, Fürsten etc.) überhaupt bewusst sind... hab ich jetzt bisher nicht so feststellen können. Einen Baron bestehlen jedenfalls sollte gut organisierten Schurken durchaus möglich sein. Ein Graf... oder gar Fürst... da sollte man schon einiges an Rollenspiel investieren.
Und gerade das ist etwas, was für die Frage nach gutem Rollenspiel für mich immer entscheidend ist. Man sollte gerade hier vor besonderen Spielarten von Power- bzw. Superhelden RP auf der Hut sein. Ich weiß, dass es Pläne gab, sowas wie einen Skooma-Ring in Dolchsturz zu installieren, die bereits mehr oder minder ad akta liegen, weil unter den Schurken zum einen eine deutlich größere Toleranz für Mord als für Drogenkonsum zu herrschen schien, zum anderen es eben Spieler gab die einfach für sich in Anspruch nahmen "Ich kann alles besorgen! 5 Kisten Skooma? Kein Ding, hab noch 12 daheim im Kinderzimmer stehen!" Ich würde da einfach empfehlen, sich auch entsprechende Mühe zu geben, dass sozusagen jeder nur eine Funktion übernehmen kann (Ich kann Mondzucker besorgen, Spieler X kann was daraus brauen, Spieler Y hat Örtlichkeiten zum Verkauf). Das kommt am Ende allen zu Gute. Wenn es keinen Skooma-Ring gibt, kann eine Spielerschaft das eben als "Marktlücke" erkennen und mit Leben füllen, anstatt zu beschließen "Ey jo, dann kann ich eben alles besorgen!"
So, dass nur als subjektive Ansichten und Ratschläge eines eigentlich weitestgehend Außenstehenden.