Bergama, im Gasthaus Steinoase, zu später Stunde...
Aabid bin Rashid al Alik´r rutscht unruhig auf dem gepolsterten Stuhl des recht geräumigen Zimmers des Gasthauses ´Steinoase´ hin und her, während sein Blick zwischen der Tür zum kleinen Nebenraum und der zum Schankraum der rothwardonischen Taverne schweift.
Er ist nervös, keine Frage.
Man wartet nun schon seit geraumer Zeit auf Masud af-Nuri, jenen schmierigen
Rothwardonen, der seit vielen Monaten hier in Bergama im Auftrag von
Abutemal die Geschäfte, insbesondere rund um den Abbau der Amethysten in der hiesigen Mine, leitet.
Sie sind sich sicher, dass er sie schon einiger Zeit betrügt, Gold in die eigene Tasche wandern lässt und alles daran setzen wird, dass Aabid und seine Freunde Bergama nicht lebend verlassen.
Der abgetrennte Kopf des naiven Radwiin, der ihnen durch diesen muskelbepackten Hünen Harkiim erst vor wenigen Stunden hier in diesem Raum gezeigt wurde, spricht eine klare Sprache.
Neben Aabid, dem Zweitgeborenen der
Abutemal, befindet sich in diesem Zimmer noch sein Freund Silann Ashere, sowie die Botin Jamina, die sich wohl auch denkt, wo sie da wohl rein geraten ist.
Ein vermeintlich einfacher Botengang sieht doch wohl etwas anders aus.
Erst wurde sie fast durch das höchst eifersüchtige Verhalten von Dschafarr, dem alten Boten der Familie, getötet und nun findet sie sich hier in diesem Raum in dem Gasthaus ´Steinoase´ wieder und muss wieder einmal um ihr Leben fürchten.
Seit sie
Abutemal kennt und für sie arbeitet, kann sie sich wahrlich nicht über Langeweile beschweren.
Aber sie steht zu ihrem Wort und ist fest entschlossen die persönliche Botschaft des
Rashid bin Temal al Alik´r Masud zu überbringen.

Die Spannung ist zum Greifen nah, während man in dem Raum des Gasthauses auf Masud af-Nuri wartet und sich bespricht.
Sehr zum Bedauern von Aabid geht es indes seinem nur wenige Minuten älteren Bruder Zahir wieder schlechter.
Was auch immer er hat, seine Leibwache Athzir schafft ihn in diesen kleinen Nebenraum, und kümmert sich um ihn.
Sollte Masud nun doch ihre Einladung zum Essen annehmen, so sollte er Zahir nicht so sehen, zumal nicht vorherzusehen ist, ob es möglicherweise zum Kampf kommt.
Und so warten sie nun hier auf ihn, harren aus, während die Spannung von Minute zu Minute steigt.
Silann scheint der Einzige zu sein, der eine gewisse Ruhe ausstrahlt.
Er hat wohl schon einige Kämpfe ausgefochten, denkt sich Aabid und freut sich, dass Silanns Männer getarnt im Schankraum der Taverne ausharren und im Fall der Fälle eingreifen, um ihnen mit ihren Klingen zur Seite zu stehen.
Aber Masud kommt nicht.
Sie warten, ...und warten.
Doch plötzlich erhebt sich Aabid, scheint wie umgewandelt und wild entschlossen.
Vielleicht mag nun die Wut überwiegen, doch er ist willens die Taverne zu verlassen und das Heft in die eigene Hand zu nehmen.
Er will nicht länger auf Masud warten und steht bereits in den Startlöchern das Zimmer zu verlassen, als Silann die Idee hat, sich als einfache Bürger zu verkleiden, die des Nachts von der Taverne Heim gehen wollen.
Er hat Sorge, dass die Drei in den dunklen Gassen von Bergama in einen Hinterhalt geraten könnten und Masud nur darauf wartet, dass sie das Gasthaus verlassen.
Einer seiner Männer berichtete zudem, dass die Straßen der Stadt seltsam leer seien und selbst Wachen dort derzeit nicht zu sehen sind.
Jamina bestärkt Aabid darin, Silanns Vorschlag anzunehmen und so verstecken sie ihre Waffen, ändern improvisiert ihre Kleidung und verlassen den Raum, während Athzir dort verbleibt und sich weiter im den erkrankten Zahir kümmert.

Die anderen Gäste der Taverne nehmen keine Notiz von unseren drei Gefährten, als diese sich aufmachen das Gasthaus zu verlassen.
Als die Drei den gut gefüllten Schankraum der ´Steinoase´ durchqueren, werden sie von den vielen Gästen nicht weiter beachtet.
Vor der Eingangstüre des Gasthauses werden unsere drei Abenteurer von der milden Nachtluft der Alik´r empfangen.
Für rothwardonische Verhältnisse erscheint es gar kühl, trotz dass der Tag zuvor wieder einmal sehr heiß war.
Aabid kennt den Weg, weiß wo Masud sein Haus hat.
Silann und Jamina folgen ihm durch die Dunkelheit und die sandigen Wege Bergamas.
Sie wissen, dass Silanns Männer bei ihnen sind, auch wenn man sie nicht zu Gesicht bekommt.
Das gibt ihnen jene Sicherheit, die Sache nun aktiv anzugehen.
Einige wenige Laternen spenden etwas Licht und erzeugen eine seltsam bedrohliche Atmosphäre, während sich das Trio zu Masuds Haus bewegt und erkennt, dass die Straßen in der Tat menschenleer sind.

Die sandigen Gassen von Bergama sind in dieser Nacht menschenleer.
Es dauert nicht lange und sie stehen vor Masuds Heim, ein einfaches Haus etwas abseits des Zentrums in typisch rothwardonischem Stil erbaut.
Es ist alles ruhig, nichts ist zu sehen.
Keine Wache, kein Licht.
Aabid fasst sich ein Herz, geht auf die Türe zu und ist überrascht, dass sie nicht verschlossen ist.
Er zögert einem Moment, dann öffnet er sie und tritt in einen dunklen Raum ein.
Silann, sowie Jamina folgen und sind in höchstem Maße wachsam und konzentriert.
Das Zimmer, das vor ihnen liegt ist fast komplett dunkel.
Eine fast herunter gebrannte Kerze brennt noch in einer Ecke und gibt etwas Licht, wirft aber auch unheimliche Schatten an die Wände.
Überall im Raum liegen Dinge wie Papiere, Vasen, Kissen und umgekippte, teils zerstörte Einrichtungsgegenstände herum.
Unsere drei Gefährten sind zunächst verdutzt und wissen nicht so recht wie sie das Szenario einschätzen sollen, das sich ihnen hier bietet.
Plötzlich vernehmen sie ein Geräusch aus der hinteren linken Ecke, ein weinerliches Jammern...

In Masuds Haus erwartet die Drei ein chaotisches Durcheinander. Hier ist etwas passiert, das ist sicher.
Zu ihrer Überraschung liegt dort am Boden jener Masud af-Nuri.
Er ist an Händen und Füßen gefesselt, scheinbar auch leicht verletzt und windet sich dort am Boden.
Als er unsere Helden bemerkt, sie aber nicht erkennt, fleht er darum ihn doch zu befreien.
Er lockt mit Gold zur Belohnung, winselt und bettelt um seine Rettung.
Im Schutze ihrer Tarnung als einfache Bürger der Stadt nutzt Silann die Möglichkeit ihn zu befragen was hier passiert wäre und droht gar das Haus einfach anzustecken, auf dass er hier verbrennen würde.
In Todesangst löst sich Masuds Zunge und er erklärt, dass ihn seine eigenen Männer, insbesondere seine rechte Hand Harkiim, verraten und überfallen haben.
Da er seit vielen Monaten seine Arbeitgeber
Abutemal hinterging, fürchteten sie deren Rache und haben wohl beschlossen das Weite zu suchen und Masud selbst hier seinem Schicksal zu überlassen.

Man findet den am Boden gefesesselten und jammernden Masud af-Nuri, der sodann ´verhört´ wird.
Unsere drei Gefährten haben genug gehört.
Kurz überlegen sie, ob sie ihn hier sofort töten, doch sie entscheiden sich dafür, ihn durch Silanns Männer nach Schildwacht zu Rashid bringen zu lassen.
Den Brief, den Jamina ihm eigentlich persönlich hätte überbringen sollen, geben sie ihm nicht.
Diese neue doch überraschende Wendung hat sie diesen Entschluss fassen lassen.
Masud af-Nuri wird von Silanns Männern nach Schildwacht geleitet und dort
Rashid bin Temal al Alik´r übergeben, auf dass dieser über ihn richten könne.
Mit ihm wird Aabid ein Schreiben für seinen Vater auf den Weg bringen, worin alles erklärt wird, während er selbst zunächst in Bergama verbleibt, um die hier chaotischen Verhältnisse rund um ihr Geschäft wieder ins Lot zu bringen.
Silann Ashere zieht es indes gen Bangkorai.
Er ist weiterhin auf der Suche nach seinen vermissten Eltern und setzt alles daran herauszufinden, ob sie noch leben und was mit ihnen passiert ist.
Ob er direkt von Bergama dorthin aufbricht, wird er aber wohl noch überlegen wollen.
Jamina, die stolze und pflichtbewusste Rothwardonin wird von Aabid von ihren Verflichtungen bei
Abutemal frei gesprochen, als Dank für ihren Einsatz.
Sie erwägt Silann zu begleiten, ist sich aber wohl noch nicht ganz sicher.

Am Ende bespricht man sich, wie es weiter gehen soll, während Masud weiter hinten immer noch am Boden liegt und bald schon von Silanns Männer weggebracht wird.
So hat dieses Abenteuer hier in Bergama scheinbar ein überraschendes Ende gefunden und es floss weniger Blut als zunächst befürchtet.
Die Wege unserer Helden werden sich vermutlich für eine Zeit trennen, doch irgendwie ist da dieses Gefühl, dass das Schicksal sie schon bald wieder zusammen führen wird.
Das Kapitel ´Bergama´ scheint abgeschlossen und die Gefährten rund um Abutemal sind mit einem blauen Auge davon gekommen.
Masud wird seine ´gerechte´ Strafe erhalten, während Aabid das Familiengeschäft in Bergama wieder aufbauen wird.
Masuds Männer sind über alle Berge, möchte man meinen.
Der muskelpepackte Harkiim, der dem armen Radwiin den Kopf abschnitt, scheint nicht von der Sorte zu sein, einfach ängstlich das Feld zu räumen. 